al, weißer    Ich habe einen jüngeren Bruder namens Tschang Schun. Das ist ein Kerl! Der ist am ganzen Körper blaß wie Schneeschlicker. Er kann vierzig, fünfzig Li weit schwimmen und sieben Tage und sieben Nächte lang ununterbrochen im Wasser aushalten. Wenn er schwimmt, sieht er aus wie ein weißer Aal, deshalb trägt er auch den Beinamen der ›Weiße Aal‹.  Früher habe ich mit ihm auf dem Yang tse zusammengearbeitet. Dabei sind wir nach einem verschmitzten Plan vorgegangen.

Ich habe Gelegenheitsfährmann gespielt, wobei ich die amtlich zugelassenen Fährleute durch billigere Fahrgeldsätze unterbot. Ich bekam auch stets das Boot voll von Fahrgästen, die es teils eilig hatten, teils am Fahrgeld sparen wollten. Mein Bruder wurde mit an Bord genommen und mußte die Rolle eines Fahrgastes spielen. Wenn ich die Strommitte erreicht hatte, legte ich das Ruder hin, holte das Bootsmesser hervor und forderte von den Fahrgästen das Sechsfache des angekündigten Fahrgeldes, anstatt eines halben Batzens drei Batzen, und zwar machte ich bei meinem verkleideten Bruder den Anfang. Mein Bruder mußte sich zum Schein weigern. Darauf packte ich ihn am Schöpf und beim Hosenboden und warf ihn kopfüber ins Wasser. Als geübter Taucher kam er nicht wieder zum Vorschein und schwamm unter Wasser ans Land. Die Fahrgäste glaubten natürlich, er wäre ersoffen, und aus Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden, rückten sie, einer nach dem anderen, ihre drei Batzen heraus. Später setzte ich sie dann an einer abgelegenen Stelle an Land. Wenn sie alle fort waren, kam dann mein Bruder zum Vorschein, und wir teilten den Erlös. Auf diese Weise führten wir ein erträgliches, angenehmes Leben. Neuerdings haben wir unseren Beruf gewechselt, ich habe mich auf den Schmuggel gelegt, und mein Bruder ist Fischmakler in Tschou geworden. - (raub)

 

Aal

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme